01.04.2017 | FEUERWEHR

Viele Ehrengäste und in diesem Jahr besonders zahlreich erschienene Vertreter aus der Politik begrüßte Groß-Umstadts Stadtbrandinspektor Stephan Teich erfreut zur Jahreshauptversammlung der Stadtfeuerwehren. 112 Aktive der Einsatzabteilungen waren dazu in die Stadthalle gekommen, mehr als ein Drittel.

In vielerlei Hinsicht gebe es Anlass, so der Stadtbrandinspektor, innezuhalten und auf das abgelaufene Jahr zurückzublicken. Dabei durchlebe man noch einmal viele Momente eines ereignisreichen Jahres 2016. Seinen Bericht leitete Stephan Teich mit den Einsatzzahlen im abgelaufenen Jahr, einem „normalen“ Jahr, ein. Insgesamt waren 185 Einsätze für die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Groß-Umstadt zu bewältigen, 23 Einsätze weniger als 2015. Diese gliedern sich in 33 Brandeinsätze, 122 Hilfeleistungen und 30 Fehlalarme.

Dabei überwiege weiterhin die Zahl der technischen Hilfeleistungen gegenüber denen der Brandeinsätze. Zu diesem Ergebnis führten 2016 unter anderem folgende Hilfeleistungen: Fünf Unwettereinsätze, 21 Ölspuren / Auslaufen von Betriebsstoffen, vier Mal Unterstützung für den Rettungsdienst zum Beispiel Tragehilfen, 14 Türöffnungen, acht Verkehrsunfälle, aber auch 24 Voraushelfer-Einsätze der Feuerwehren Heubach, Kleestadt und Wiebelsbach.

Teich erinnerte an den 24. Januar, als in den Abendstunden die Kräfte aus Richen, Semd und Umstadt zusammen mit dem Rettungsdienst zu einer Feuermeldung in den Stadtteil Richen gerufen wurden, wo im Dachbereich Mobiliar in Brand geraten war und für eine massive Rauchentwicklung sorgte; an den Einsatz im Juni, als man zusammen mit der Werkfeuerwehr Resopal auf das Werksgelände in der Hans-Böckler-Straße gerufen wurde, wo ein Brand in einer Anlage im Kesselhaus auf dem Firmengelände unter Kontrolle gebracht werden musste, oder an das Starkregenereignis im Juli im Stadtteil Semd: Dort verwandelten sich einige Ortsstraßen binnen weniger Minuten in Wasserstraßen. „Knietief standen manche Anwohner in den Wassermassen.“ Auch zahlreiche weitere Einsatzstellen wurden an diesem Tag nacheinander abgearbeitet. Im September rief ein Verkehrsunfall auf der L 3115 zwischen Semder Eck und Richen die Freiwilligen Feuerwehren und den Rettungsdienst auf den Plan. Insgesamt beklagte man bei diesem Unfall vier schwerverletzte Personen, davon zwei lebensbedrohlich.

“Doch neben den Brand und Hilfeleistungseinsätzen wurde die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Groß-Umstadt wieder allzu oft zu Fehlalarmen gerufen”, wie Teich berichtete. “Dies geschah in 2016 insgesamt wieder 30-mal. Dabei wurde man 12-mal durch defekte oder versehentlich ausgelöste Brandmeldeanlagen gerufen. Weiter waren die Feuerwehren bei 19 Einsätzen in den Nachbarstädten und Gemeinden des Landkreises im Zuge der überörtlichen Hilfe tätig. Bei allen Einsätzen half man insgesamt 53 verletzten Personen, doch auch leider kam für insgesamt vier Personen trotz größter Bemühungen jedwede Hilfe zu spät.”

Personalstatistik  

Zum Ende des Jahres hatte die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Groß-Umstadt eine Mitgliederstärke von 261 Aktiven, sagte Stephan Teich. Diese gliederten sich in 32 weibliche und 229 männliche Mitglieder. Es gab elf Übernahmen von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung,
sieben  Neu-Eintritte in den aktiven Dienst und elf Austritte aus dem aktiven Dienst. Damit gehören vier Personen mehr der Einsatzabteilung an als im Vorjahr.  Auf die Stadtteile verteilt hatte man zum Jahresende 14 Einsatzkräfte in Dorndiel, 23 in Heubach, 28 in Kleestadt, 29 in Klein-Umstadt, 14 in Raibach, 32 in Richen, 30 in Semd, 57 in Umstadt und 33 Einsatzkräfte in Wiebelsbach. Bis auf zwei Feuerwehren hätten alle ihre Sollstärke der Einsatzabteilungen vorzuweisen, berichtete der Stadtbrandinspektor.  „In Dorndiel und Raibach gibt es weiterhin ein Defizit zur geforderten Mindeststärke von 18 Einsatzkräften.“ In der Stadtfeuerwehr gibt es neun Alters- und Ehrenabteilungen, neun Jugendfeuerwehren, sechs Kinderfeuerwehren mit rund 70 Mitgliedern und zwei Musikzüge in Kleestadt und Klein-Umstadt mit insgesamt rund 100 aktiven Musikern.

Tagsüber falle es weiterhin schwer, Einsatzkräfte zu Einsätzen heranzuziehen. „Viele Kameraden haben einen Arbeitsplatz außerhalb von Groß-Umstadt. So erreicht man zwischen 7 Uhr und 17 Uhr Schüler, Studenten, Schichtarbeiter und Kameraden, die frei oder in Urlaub sind und jene, die dann doch ihren Arbeitsplatz in Groß-Umstadt haben und von ihrem Arbeitgeber für Einsätze freigestellt werden.“ Ebenfalls ein Arbeitgeber sei die Stadt Groß-Umstadt selbst. „Insgesamt sind neben unserem hauptamtlichen Gerätewart acht Kameraden bei der Stadt beschäftigt.“

Als einen wichtigen Bestandteil für den Fortbestand der Einsatzabteilungen bezeichnetet Stephan Teich die Jugend- und Kinderfeuerwehren. „Ohne  eure Arbeit wäre heute sicherlich über eine andere Personalstatistik zu berichten, wenn ihr nicht für unseren Nachwuchs sorgen würdet“, sagte er an die Jugendwarte, die Leiter der Kinderfeuerwehren und die Betreuer gerichtet. Selbst organisierte Leitungs-Treffen hätten neben dem wichtigen Erfahrungsaustausch auch zu einem gemeinsamen Erlebnistag der Kinderfeuerwehren der Stadt Groß-Umstadt mit verschiedenen Erlebnisstationen geführt, bei dem der Spaß für alle im Vordergrund stand.

Weiteres Thema im Bereich Personal war die mangelnde Zahl von ausreichend Atemschutzgeräteträgern vor Ort bei Brandeinsätzen. Nur wenn bestimmte Vorgaben erfüllt seien, so der Stadtbrandinspektor,  dürften Kameraden als Atemschutzgeräteträger eingesetzt werden und nur dann stünden sie auch für den Einsatzfall zur Verfügung. „Ziel in unserem Bedarf- und Entwicklungsplan ist, 65 Prozent der Einsatzkräfte als Atemschutzgeräteträger vorzuhalten. Das wären nach unseren aktuellen Zahlen 169 Atemschutzgeräteträger. Die Zahlen in 2016 für die besuchten Streckendurchgänge in der Übungsanlage in Dieburg sprechen eine andere Sprache“, appellierte er an alle, die Hürden zu überwinden und „in die Runde der Atemschutzgeräteträger zu kommen“. Die Feuerwehren müssten diesbezüglich besser aufgestellt sein.

Gemeinsame Erlebnisse auch außerhalb des Übungs- und Einsatzdienstes seien unabdingbar, so Stephan Teich, um den Zusammenhalt im Team zu fördern. Zum Kreiskameradschaftsabend hatte im vergangenen Jahr die Freiwillige Feuerwehr Groß-Umstadt / Mitte in die Heinrich-Klein-Halle eingeladen, und die Feuerwehren des Landkreise Darmstadt-Dieburg waren der Einladung gern gefolgt. „Ein Abend, der Spaß gemacht hat, ein Abend, den wir auch brauchen für unsere Kameradschaftspflege.“

Fahrzeugbestand

Zum 31.12.2016 ergibt sich in den neun Feuerwehrgerätehäusern ein Bestand von 31 Einsatzfahrzeugen, berichtete der Stadtbrandinspektor. Diese gliederten sich in einen Kommandowagen, einen Einsatzleitwagen, neun Mannschaftstransportfahrzeuge, ein Tanklöschfahrzeug, ein Hubrettungsfahrzeug, zwölf Löschgruppen- und Tragkraftspritzenfahrzeuge, drei Gerätewagen, ein Wechselladerfahrzeug mit drei Abrollbehältern.
„Weiter werden zwei Fahrzeuge des Bundes für den in Groß-Umstadt stationierten GABC-Zug vorgehalten.“

Im zweiten Quartal dieses Jahres werde man ein neues Mannschaftstransportfahrzeug für die Feuerwehr Heubach und einen neuen Kommandowagen für die Leitung der Feuerwehr in den Dienst stellen. Auf den Zuwendungsbescheid des Landes Hessen für die Ersatzbeschaffung des Löschfahrzeuges in Raibach warte man aktuell noch. Ebenfalls bei den Jahreshauptversammlungen der Stadtteile bereits angesprochen und in dieser Zeitung ausführlich berichtet wurde über den Digitalfunk. „Die ersten Pager für unsere Feuerwehr sind bestellt und werden in den nächsten Wochen geliefert. Starten werden wir in Dorndiel, Heubach, Richen und Umstadt.“ Teich hofft, die Geräte im zweiten Quartal an die genannten Feuerwehren ausgeben zu können. Bezüglich der noch defizitären Netzabdeckung im Bereich Kleestadt und Klein-Umstadt sei die Errichtung eines zusätzlichen Funkmastes bis zum ersten Quartal 2018 vorgesehen.

Gerätehäuser

Stephan Teich berichtete weiter über den Neubau einer Fahrzeughalle für die Freiwillige Feuerwehr Dorndiel. Die Halle stehe, sei allerdings noch nicht ganz fertig. „Aber die Baumaßnahmen gehen weiter voran. Auch im Altbestand haben die Arbeiten schon begonnen.“ Ebenfalls 2016 habe man einen Zuwendungsbescheid für einen Erweiterungsbau in Wiebelsbach erhalten. „Auch hier geht es um die Schaffung von DIN-gerechten Stellplätzen und separaten Umkleideräumen, um den heute geltenden Vorschriften gerecht zu werden.“ Mit den Baumaßnahmen werde zum Ende dieses Jahres begonnen werden.

Schon länger auf der Agenda der Wehrführer stehe die Notstromversorgung der Feuerwehrgerätehäuser zum Erhalt der Einsatzbereitschaft bei einem flächendeckenden Stromausfall. „So werden wir in diesem Jahr mit dem Feuerwehrhaus in Heubach beginnen, diese Notwendigkeit nachzurüsten, die anderen Feuerwehrhäuser werden in den Jahren darauf folgen. Hier werden die Einspeisemöglichkeiten geschaffen und separat dafür Stromerzeuger beschafft.“ Außen vor seien der Stützpunkt und das Feuerwehrhaus Dorndiel. Bei dem einen sei bereits ein Diesel-Aggregat verbaut, in Dorndiel würden bei den derzeitigen An- und Umbauten die Voraussetzungen geschaffen. Auch mussten 2016 Hallentore getauscht werden, weil keine Ersatzteile mehr dafür verfügbar waren, „aber auch, weil es nach Sicherheitsprüfungen notwendig war“.

Im April des vergangenen Jahres kam auch die Umrüstung der Schließanlage im Stützpunkt auf ein neues System. Die hohen Kosten zur Unterhaltung der alten Anlagen in allen Feuerwehrhäusern ließen eine Umrüstung als sinnvoll erscheinen, sagte Teich. Nach erfolgreichem Test im Stützpunkt sollen die restlichen Feuerwehrgerätehäuser mit der neuen Schließanlage ausgestattet werden. Dies werde nacheinander, wie nun im Feuerwehrhaus in Klein-Umstadt, geschehen. Als nächstes werde Dorndiel folgen. Bis Ende 2018 soll die Umrüstung der einzelnen Objekte abgeschlossen sein.

Wettkampfmannschaften

Beim Kreisentscheid der Hessischen Feuerwehrleistungsübung in Seeheim-Jugenheim / Ober-Beerbach im Mai gingen 13 Mannschaften aus dem Landkreis an den Start, davon drei aus Groß-Umstadt. Neben einer Theorieprüfung stellten sich die Kameraden in der Praxis einem Wohnungsbrand mit vermisster Person. Dabei erreichten die Mannschaften Groß-Umstadt/Mitte Platz 9, Richen Platz 8 und Semd Platz 4. Auch für dieses Jahr sind inzwischen vier Mannschaften für die Leistungsabnahme angemeldet.

Schließlich dankte Stadtbrandinspektor Teich den Feuerwehrvereinen für die Unterstützung jeglicher Art, den Wehrführern und ihren Stellvertretern für die gute Zusammenarbeit, aber auch dem Stadtjugendfeuerwehrwart mit Stellvertreter und ihrem Team. Eine konstruktive Zusammenarbeit bestehe auch mit den politisch Verantwortlichen, an der Spitze Bürgermeister Joachim Ruppert. „Wir wissen das sehr zu schätzen, sehen wir doch im Landkreis derzeit wieder bei unseren Amtskollegen, das es nicht immer so harmonisch laufen kann.“

Nicht zuletzt der scheidende Kreisbrandinspektor Ralph Stühling, der seit 15. Mai 1987 in diesem Amt ist, habe mit seiner Arbeit in den vergangenen 30 Jahren auch viel für die Feuerwehr in Groß-Umstadt bewirkt. „Sicherlich gab es hier auch mal ruppige Diskussionen mit uns Umstädtern, aber die gehören halt auch dazu.“ Weit über seine Pflichten hinaus habe Stühling vieles für die Feuerwehren geleistet, auch auf Landes- und Bundesebene.

Stadtjugendfeuerwehr

Bilanz zog auch Marc Scharkopf, Stadtjugendfeuerwehrwart, der seit genau einem Jahr im Amt ist. Er dankte vor allem den engagierten Betreuern von Jugend- und Kinderfeuerwehren, ohne die eine erfolgreiche Arbeit in diesem Bereich nicht möglich wäre. “Die Jugendfeuerwehr der Stadt Groß-Umstadt besteht aus neun Jugendfeuerwehren mit je neun Jugendfeuerwehrwarten oder -wartinnen und jeweils einem starken Betreuerteam. Der Mitgliederstand der Jugendfeuerwehr ist im Vergleich zum Vorjahr von 120 Jugendlichen, trotz sechs Austritten, auf 134 Jugendliche gestiegen, davon sind 39 Mädchen und 95 Jungen.” Mit Freude habe man im Berichtsjahr, so Scharkopf, elf Jugendliche der Einsatzabteilung übergeben können, ebenso 23 Neueintritte verbuchen.

Die Kinderfeuerwehr bestehe zurzeit aus sechs Kinderfeuerwehren mit 57 Mitgliedern. “Hier konnten wir im letzten Jahr sieben Übergänge von der Kinderfeuerwehr in die Jugendfeuerwehr verzeichnen. Man kann hier recht deutlich sehen, dass sich die zusätzliche Arbeit in die Kinderfeuerwehr lohnt.” Insgesamt seien rund 6.000 Stunden Jugendarbeit geleistet worden.

Im Jahr 2016 fand auch wieder das Sommerfest im Groß-Umstädter Freibad statt. “Dort waren wir als Stadtjugendfeuerwehr im Sinne der Mitgliedergewinnung vertreten. Wir haben dort einen Springbrunnen der anderen Dimension und eine Wasserwand mit dem Hydroschild aufgebaut.”

Die Leistungsspangenabnahme fand im Rahmen des Kreisjugendfeuerwehrtages in Groß-Bieberau statt, wo neun Groß-Umstädter Jugendliche die Leistungsspange erhielten.

Etliche weitere Termine, Übungsstunden, Bezirksturniere und Ausflüge wurden 2016 wahrgenommen, berichtete der Jugendfeuerwehrwart weiter.  Um die eigenen Reihen zu stärken, sei man zudem auf dem Bauernmarkt vertreten gewesen. Die Jugendlichen hätten hier Mitgliedergewinnung auf höchstem Niveau betrieben. “Durch ihre gute Beteiligung konnten wir unseren Kletterbalken, einen Informationsstand und ein Fahrzeug ausstellen.” Um die Mitgliedergewinnung weiter zu stärken, sei ein Anhänger für die Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliedergewinnung angeschafft worden. Nach dem Ausbau werde dieser allen Jugendfeuerwehren der Stadt Groß-Umstadt zur Verfügung stehen, schloss Marc Scharkopf seine Ausführungen.

Ehrungen

Brandschutzehrenzeichen des Landes und der Stadt erhielten bei der Jahreshauptversammlung in der Stadthalle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr (FF) der Stadt Groß-Umstadt. Von links: Markus Vogel FF Semd (25 Jahre aktiver Dienst), Bürgermeister Joachim Ruppert, Steffen Möser FF Klein-Umstadt (25 Jahre aktiver Dienst), Stellvertretender Stadtbrandinspektor Florian Frühwein, Peter Stelzer FF Richen (40 Jahre aktiver Dienst), Stadtbrandinspektor Stephan Teich, Robert Parakenings FF Heubach (40 Jahre aktiver Dienst), Gerhard Großmann FF Wiebelsbach (40 Jahre aktiver Dienst), Kreisbrandinspektor Ralph Stühling.

Beförderungen

Beförderungen standen auf der Tagesordnung im Rahmen der Jahreshauptversammlung der  Freiwilligen Feuerwehr (FF) der Stadt Groß-Umstadt. Von links Boris Orth FF Umstadt (Hauptbrandmeister), Bürgermeister Joachim Ruppert, Manuel Schmitt-Taliadourus FF Umstadt (Brandmeister), Peter Junker FF Umstadt (Brandmeister) Stellvertretender Stadtbrandinspektor Florian Frühwein, Dennis Kotzian FF Kleestadt (Hauptlöschmeister), Stadtbrandinspektor Stephan Teich, Falko Fischer FF Raibach (Löschmeister), Jan Goll FF Raibach (Hauptfeuerwehrmann), Kreisbrandinspektor Ralph Stühling.

Bilder und Text: Dorschel


Weitere Fotos (FF Semd):